Roswitha und Dieter Pentzek während der Performance.© Künstler-Ehepaar PentzekAuf Shakespeares Frage „Sein oder Nichtsein?“ können die Atom-Überlebenden von Hiroshima nur mit dem Worte Noch-Sein antworten. Die Kunst wünscht ihnen und uns allen bei den derzeit neuen Atomaufrüstungen Zuversicht und viel Achtsamkeit im gesellschaftlichen Zusammenleben. Damit bestätigt die Kunst auch die documenta-Kuratorin Katherine David, welche sagte: „Kunst ist ein Zugang - den Zustand der Welt zu erkennen - jenseits des gesellschaftlichen Spektakels.“
Schon Albrecht Dürer zeigte in seinen Arbeiten die Zustände der Welt seiner Zeit. „Ritter“ setzte er gleich mit „Tod und Teufel“. Dafür ließ er tröstlich in seinem Engelsbild „Melencolia“ einen Kometen aufleuchten, der über den Himmel zieht und das Gesicht des düster dreinblickenden Engels etwas aufhellt.
„Davon angeregt setzten auch wir in unsere Arbeit Bildmotive der Renaissancezeit ein. Mit ihnen führten wir im neuen Jahrtausend eine Pilgerfahrt auf dem Kriegsfluss Düna in Lettland durch. Das Ergebnis nannten wir Strandgut“, sagen Roswitha und Dieter Pentzek und fahren fort: „Derzeit blicken wir vom Strandgut der Kunst auf Mitmenschen, die ihre Lebenskräfte im zwanzigsten Jahrhundert gegen kriegerisches Herrschaftsverhalten und für Menschlichkeit einsetzten – wie Rosa Luxemburg, Felix Nussbaum, Sophie Scholl, Anne Frank, Georg Trakl, Joseph Beuys, Rudi Dutschke und andere. Ein ,Strandgut‘ war deshalb auch unsere Performance über Elfriede Scholz, die Schwester des Schriftstellers Erich Maria Remarque. Unser Gedenken an sie fand an mehreren Orten statt in einem Quadrat aus Betonstühlen von Gerhard Schengber statt.“
Roswitha Pentzekt schrieb darüber: „Begleitet wird unsere Schreitbewegung von der Musik des Klangbildes aus ,gehenkt – gehängt‘. Wenn wir beide synchron uns bewegend zwei gegenüberliegende Ecken erreichen, bricht die Musik ab und ein neuer akustischer Raum dringt ein – mit einer hohen Frauenstimme aus einer alten polnischen Marienklage nach Gorecki: ,Ach ihr schlechten Menschen / Warum habt ihr getötet / meinen Sohn. Der Gesang schwingt wie eine Glocke über das Betonquadrat. Frau und Mann neigen sich einander zu und berühren sich Stirn an Stirn. Sie verharren wie eingefroren, bis der anrührende Gesang in die Ferne fort getragen wird.‘“
Die Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, 29. August, 18 Uhr, in der Alten Posthalterei statt. Einführende Worte spricht an diesem Abend der frühere Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück, Hans-Jürgen Fip. Die Ausstellung ist mittwochs bis Samstag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11.15 bis 18 Uhr zu sehen.
Zur Finissage wird am Samstag, 21. September, ein Dokumentarfilm über die Performance von Roswitha und Dieter Pentzek im Quadrat der Richterstuhl-Skulpturen von Gerhard Schengber im Atelier Pentzek an der Klöntrupstraße 2 in Melle-Mitte gezeigt. Nähere Informationen hierzu gibt es unter der Telefonnummer 0176-22890456.